A. Haasz
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Drei Versuche zur Identität
Kurzbeschreibung
Ausgangsüberlegungen
die Zeugen
die bilder
die Auswertung
   

 

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Kurzbeschreibung

 

Mitte November 1998 haben mich fünf Personen, die ich zum Teil seit Jahren kenne, einem Polizei-Zeichner des LKA Sachsen beschrieben. Dieser Zeichner hatte mich vorher nie gesehen. Diese fünf Personen erstellten zusammen mit dem Zeichner in ca. 1,5 stündigen Sitzungen jeweils ein Phantombild von mir. Die Ergebnisse fielen sehr unterschiedlich aus.

 
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Ausgangsüberlegungen
 

Ich beschäftige mich seit Jahren mit Portraits und habe die Erfahrung gemacht, daß mir beim Zeichnen oft körperliche Merkmale auffielen, die mir dann später, wenn ich die Personen besser kennenlernte, völlig unwichtig wurden. Es gibt Fotos, auf denen die Personen gut getroffen sind und andere, auf denen sie völlig fremd wirken. Und das, obwohl Fotos "physikalisch objektiv" sind. Es ist offensichtlich, daß in die Art, wie wir andere wahrnehmen vieles einfließt, was wir von ihnen wissen und nicht nur das, was wir sehen. Wer zeichnet weiß, daß man zuerst zeichnet, was man weiß, und nicht, was man sieht. Es ist mühsam zu lernen, das zu zeichnen, was man sieht und die meisten bezahlen diese Fähigkeit mit einem Verlust der Freiheit, das zu zeichnen, was man weiß (Stichwort Kinderbilder). Gestik und Mimik sind dynamische Prozesse, ein Bild ist statisch. Ein Bild mit einem Gesichtsausdruck, der von der dargestellten Person nicht oft angenommen wird, der aber sehr typisch ist, ist ähnlicher und wahrer als ein Bild mit einem oft angenommenen, aber nichtssagenden oder dem Charakter widersprechenden Ausdruck. Karikaturen sind anatomisch verfälscht, meist sogar anatomisch unmöglich, und gerade deshalb besonders wahr (wenn sie gut sind). Das Gegenstück dazu sind, allen bekannt, diese anatomisch korrekten Fotos von Menschen mit halb geschlossenen Augenlidern, die manchmal bis zur Unkenntlichkeit entstellend wirken.

Doch was ist typisch? Unser Bild vom anderen hängt von der sozialen Situation ab, in der wir ihn kennen. Desto besser wir jemanden kennen, desto weniger Wert oder Aufmerksamkeit widmen wir dem äußeren physikalischem Erscheinungsbild. Welche Augenfarbe hat ihr Partner? Eine Lehrerin von mir erzählte, daß ihr Mann sie den ganzen Abend erwartungsvoll und amüsiert beobachtete, erst am nächsten Morgen fiel ihr auf, daß er seinen Bart auf einer Hälfte des Gesichtes (asymetrisch!!!) abrasiert hatte. Sie war ihrem Mann gegenüber nicht etwa blind, sie hat bemerkt, daß er eine Reaktion erwartete und daß er belustigt war, sie hat sehr wahrscheinlich mehr wahrgenommen als jeder Fremde, der sofort den halben Bart bemerkt hätte. Desto länger man jemanden kennt, desto wichtiger werden die "psychischen" Gesichtszüge werden und die physischen dominieren. Ich stellte mir also die Frage, wie mich andere, besonders Leute, die ich seit längerem kenne, sehen. Da nicht alle zeichnen können, kam ich auf die Idee, ihnen mit Hilfe des Polizeizeichners das Portraitieren zu ermöglichen.

 

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An dieser Stelle möchte ich dem Landeskriminalamt Sachsen, insbesondere dem Zeichner der Tatortsicherungsgruppe, danken, ohne sie wäre das Projekt nicht durchführbar gewesen.
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